CAROLA DEWOR
"Nicht Sichtbares im Sichtbaren" | Malerei


Galerie peripherie, Hechinger Straße 203, 72072 Tübingen
VERNISSAGE: Freitag, 17. November 2023, 19 Uhr
Begrüßung: Adalbert Sedlmeier, Geschäftsführer, Sudhaus Tübingen e.V.
Einführung: Clemens Ottnad, Geschäftsführung, Künstlerbund Baden-Württemberg e. V.

Ausstellungsdauer: 18.11.2023 – 25.12.2023
Öffnungszeiten: Do - So 17 - 20 Uhr

Einldungskarte (JPG 330 KB)
Plakat (JPG 917 KB)

Der Innenraum als Motiv.
Carola Dewor ist Malerin. Seit mehr 40 Jahren ist die Malerei ihre Sprache und Passion. Ihre Bilder zeigen Ansichten von Innenräumen die zuweilen eine melancholische, mitunter nostalgische Atmosphäre ausstrahlen, deren Bewohner lediglich in den Spuren der Zeit, die sie an diesen Orten verbracht haben, zu erahnen sind. Die Malerin verzichtet in ihren Darstellungen bewusst auf die menschliche Figur, um den Raum für die Betrachter*innen offen zu halten und es ihnen zu ermöglichen sich selbst darin zu begegnen.

Carola Dewors Interesse am Innenraum als ästhetisches Ereignis besteht seit vielen Jahren. Es begegnet ihr in der Kunst früherer Epochen, sowie in ihrer alltäglichen Umgebung. Inzwischen dient ihr der virtuelle Raum des Internet als Fundus unendlicher Inspirationen, die in ihre Bilder einfließen: es sind Szenarien unbewohnter Orte, festgehalten auf oft undeutlichen Fotografien, die im Prozess der Malerei zu visuellen Aneignungen werden. Carola Dewor betrachtet es als Vorteil, diese Orte selbst nicht zu kennen, denn so bleibt sie in ihrer Imagination frei.

Mit den Spuren des Pinsels und differenzierten Farbnuancen erzeugt die Malerin visuelle Wirkungen, die die rätselhafte Atmosphäre der Referenzen vertiefen und Raum schaffen für eigene Erinnerungen, Erfahrungen und Interpretationen. Carola Dewor ist Malerin, denn das Medium selbst und der damit verbundene langsame Prozess der Bildherstellung, sind ihr ebenso wichtig, wie das Sujet. Und die, aus der Nähe betrachtet, vielfältigen, rissigen Farbschichten ihrer Bilder stellen an sich schon ein Ereignis dar, das die Lust am Schauen weckt. Es ist das Nicht-Sichtbare im Sichtbaren, der Moment als Möglichkeit dem Carola Dewor auf die „malerische“ Spur kommen will.

In dieser langsamen, aber unmittelbaren Technik der Malerei Carola Dewors lassen sich Parallelen zur analogen Fotografie finden – auch hier zeigen sich die Motive ihren Schöpfer*innen nur ganz allmählich, wenn sich das Papier im Fixierbad färbt und der Moment in allen seinen Facetten sichtbar wird. Ähnlich wird die Vielschichtigkeit der Aussage, die Lesbarkeit der Gemälde erst nach und nach deutlich. Zugleich sind sie Heterotopien, ja Heterochronien im besten Foucault‘schen Sinne – Orte, die nach ihren eigenen Regeln funktionieren, Räume, in denen Zeitschnitte stattfinden, die Kollisionen von Gegenwart und Vergangenheit produzieren. Genauso wie sie, funktionieren Carola Dewors Werke: Zum transzendentalen Ort tritt die Zeit, zur Unbewohntheit der Räume die Zeitkunst der Narration. Die wenigen Möbel und Kochutensilien, Hausrat, Türen und Fenster scheinen von einer Vergangenheit zu erzählen, die noch eine Zukunft hat. Wie im klassischen Stillleben scheint die Zeit zunächst still zu stehen, doch dann entwickeln die dargestellten Gegenstände ein Eigenleben, eine Eigendynamik, laden die Betrachter*in ein den Raum selbst zu betreten.

Dr. phil. Christiane Dätsch, 2022


Carola Dewor
2019 Artist in Residence, Waaw Institute, Saint-Louis, Sénégal
1994 Arbeitsaufenthalt Saõ Paulo, Brasilien
1991 Atelier in Tübingen
1987 - 1991 Atelier in Hamburg
1984 Meisterschülerin von Prof. Klaus Fußmann, UdK Berlin
1982 - 1983 Stipendium California Institute of The Arts, Los Angeles
1978 - 1985 Universität der Künste, Berlin

www.caroladewor.com
galerie-peripherie.de
sudhaus-tuebingen.de



 

"Nicht Sichtbares im Sichtbaren" | Malerei
galerie peripherie tübingen
18.11.2023 – 23.12.2023

dewor carola

„Zeitvertreib", Acryl auf Leinwand, 80 cm x 100 cm, 2023
„Durchblick", Acryl auf Leinwand, 80 cm x 100 cm, 2023

Fotos © Carola Dewor

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