Stephan Potengowski, Horst Tappert

28 Barrel ist die Fortsetzung der Ausstellung Q377 im sogenannten „weißen Häusle“ 2003 in Hechingen und 2005 in der Feuerwache in Mannheim.

Stephan Potengowski und Robert Tappert benutzen Räume um mit profanen Mitteln  Räume in die Räume zu bauen. Räume die im übertragenen Sinn Zufluchtsort sind und Schutz bieten.Schutz vor Unwetter, Krieg, Kälte, Hitze, Vertreibung, Nässe, Gewalt… Q377 bestand aus 5 Stahlmatten, die mit einfachsten Konstruktionen zum Halbkreis geformt wurden und somit als Gerüst für die Haut aus 3000 Karten diente. Die 3000 Karten waren mit unterschiedlichsten Flüchtlingsmotiven in einem speziellen Verfahren bedruckt, sodass der Lichteinfall durch die Fenster des umliegenden Raumes die Bilder dreidimensional erscheinen ließ.

Die Besucher wurden aufgefordert sich Karten von der Konstruktion zu nehmen. Die Haut löste sich auf und das Licht drang in die Behausung, den Innenraum ein.Durch die Farbwahl der Karten und das Sonnenlicht wurde der Raum „warm“ und bewohnbar.  Der Betrachter war Teil der Installation.Die Karten bei „Q377“ als visuelles Element werden bei „28 Barrel“ ersetzt durch Klang und Licht. Das plakative hinweisen auf Flüchtlinge, Opfer, Obdachlose mit den 3000 Karten durch Bilder ist nicht mehr Bestandteil von „28 Barrel“. Geräusche, Klänge im umgebenden Raum,  erzeugen Angst.

28 abgehängte Tonnen werden zu 28 minimalistischen Zufluchtsorten. Durch das unterstellen unter eine Tonne taucht der Besucher in eine andere, geschützte Welt. Er wird wieder Teil der Installation. In einen Raum, der mit Licht und eigenen Klängen Wärme und Schutz vermittelt. Die Summe der 28 Tonnen wirkt wie ein großes Dach im großen, bedrohlichen Raum. Exemplarisch steht jede der 28 Tonnen für eine Katastrophe aus den letzten 10 Jahren. Eine von vielen, die in Vergessenheit geraten sind und für Menschen, die ihr Leben lang, über Generationen hinweg unter der Gewalt und dem Vergangenem leiden.

Unangenehmes vergessen ist Teil unserer Gesellschaft geworden. Erinnern daran fällt uns schwer. So wie die 3000 Karten mit den Besuchern die Ausstellung verließen, so sollen auch die 28 Tonnen Plätze des Erinnerns finden und für manchen ein „akustischer“ Zufluchtsort werden.

 

 

„28 Barell“
galerie peripherie tübingen
11.03.2011 – 22.04.2011

 

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