Reinhard Brunner

Der Begriff des Tafelbildes meint hier Pigmentorganisation auf angerauter und grundierter Resopalplatte.

Die Ausführung zur Entstehung der gezeigten Arbeiten ist immer die gleiche. Auf mehreren gleichformatigen Resopalplatten wiederholt sich jeweils eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsprozesse unter gleichen Rahmenbedingungen. Verschiedene Leinöl-Pigmentemulsionen werden jeweils parallel geschichtet, geschüttet, geföhnt, getrieben, geschliffen gekratzt gespachtelt und erhitzt. Minutiös kalkulierte Farbaufträge werden Malgrund für Malgrund in immer gleichen Verfahren aufgebracht. So entstehen ganze Serien vielschichtiger, filigraner, unterschiedlich strukturierter Bildkörper, in einfacher Komposition, auf weißem Resopal als Bildträger. Von jeder Herstellungsidee oder Versuchsanordnung stellt Brunner immer ganze Serien her. Einerseits braucht es viele Versuche bis die jeweiligen Herstellungsparameter soweit geklärt sind, dass sie steuerbar werden.

Andererseits erkennt man erst in der Variation das zugrunde liegende Modell und erst die Serie liefert gesicherte Erkenntnisse.* Die Farbpalette der ausgestellten Arbeiten ist reduziert. Gelegentlich unterbrechen rote und braune Farbtöne den Reigen unterschiedlichster Schwärzen. Manchmal bricht der Künstler den Untergrund auf und baut Verstrebungen oder rechteckige Flächen anderen Materials ein - sozusagen als Intarsie, mal als reizvoller Fremdkörper, naturbelassen oder als neuer Malgrund wieder zur Beschaffenheitsänderung der Bilderscheinung beitragend.

In der Ausstellung „Tafelbilder“, in der Galerie Peripherie im Sudhaus, hat Reinhard Brunner seine Präsentation genau die Raumsituation abgestimmt. Weiße Resopalflächen außerhalb der Bildgefüge, lassen den Blick zur Wand und in den Raum gleiten, weisen ihn aber nicht in die Schranken eines gerahmten Bildes. Bildaußenkanten korrespondieren mit Raummodullinien, Nischen, Fenstern und Oberkanten von Tür- und Fahrstuhleinfassungen, als seien sie Bestandteile der Infrastruktur des Raumes. Die serielle Anordnung der Arbeiten strukturiert die Beschaffenheit der Umgebungssituation durch ruhige, ergänzende Rythmen,vermisst sozusagen die Wandflächen des Raumes.

Fußnote: * Peter Ertle, Schwäbisches Tagblatt, 23.12.2009, Galerierundgang

 

 

„Tafelbilder“
galerie peripherie tübingen
20.11.2009 – 31.12.2009

 



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